Be-ziehung?
Es könnte sich lohnen, den Text bis zum Ende zu lesen. Er soll zum Nachdenken anregen und inspirieren. ✨🤔😀
Jeder Mensch hat seine eigene Wahrnehmung und seine eigene Wahrheit. 🙏

Die ganze Welt redet von Liebe. Man sagt, sie sei die größte Kraft die es gibt, das Elixier und die Existenz aller Lebens, das Universum selbst, einfach alles.
Unzählige Geschichten, Anekdoten, Filme, Lieder, Weisheiten und Religionen erzählen von der Liebe. Die Menschen sagen zueinander: «Ich liebe dich!»
Ein Wort das jeder kennt. Liebe, etwas, das jeder haben, erleben und leben möchte.
Die Menschen, die auf der Suche nach der Liebe sind, träumen davon, dass ihnen jemand begegnet, von dem sie geliebt werden und den Sie lieben dürfen. Viele Menschen sehnen sich danach, jemanden zu lieben, für ihn da zu sein, die eigenen Gefühle offenbaren zu können, mit dem Wissen und der Sicherheit, dass dies alles erwidert wird und man selbst nicht verletzt wird. Dann, so scheint es, ist es die große, wahre Liebe.
Die Liebe gibt uns Mut, sie macht uns Angst, sie lässt uns über uns hinauswachsen oder zerschmettert unser Herz auf dem harten Boden. Und meist, so glauben wir, trampeln dann zum Guten noch alle darauf herum.
Sprechen, diskutieren oder philosophieren die Menschen über die Liebe, so fragt niemand: «Was ist die Liebe?»
Demnach gehe ich davon aus, dass alle wissen, was Liebe ist.
Jedoch, bitte ich Menschen mir zu erklären was die Liebe ist, dann ist es erst einmal ein paar Sekunden still, es wird überlegt und die irgendwann folgenden Erklärungen, weichen mehr oder weniger stark voneinander ab.
Da drängen sich mir die Fragen auf, woher kommen die unterschiedlichen Definitionen? Weshalb brauchen die Menschen erst nach Worten zu suchen, wenn doch alle wissen was Liebe ist? Sollte da nicht jeder sofort in klaren, übereinstimmenden Worten Auskunft geben können?
Natürlich habe ich mir selbst dieselbe Frage auch gestellt. Ich erspare es dir, hier meine Version und Definition zur Liebe kundzutun. Es wäre eine weitere, abweichende Illustration, wie es unzählige davon schon gibt.
Lass uns gemeinsam einen Perspektivenwechsel vornehmen.
Betrachten wir also das Wort Liebe nicht als Verb, also etwas, dass wir tun, sondern als Nomen und somit als etwas, das IST.
Wir gehen nun davon aus, dass die Liebe ein «Ding» ist, etwas fassbares und fixes.
Nehmen wir an, die Liebe könnte sprechen.
Stell dir vor, du begegnest ihr und fragst sie, was sie ist, was glaubst du, würde sie antworten?
Vermutlich fällt es dir jetzt immer noch schwer, klare Worte zu finden, zu beschreiben, was die Liebe dir sagen könnte.
Formulieren wir die Frage anders:
Was ist die Liebe nicht?
Könnte die Antwort dann in etwa folgendermaßen lauten?
Die Liebe selbst
kennt keinen Hass, Zorn, keine Wut noch physische oder psychische Gewalt.
Worte wie Missgunst, Neid, Gier, Habsucht, Besitz, mein und dein, existieren nicht für sie.
Sie braucht sich nicht aufzuplustern, etwas darzustellen was sie nicht ist, um Anerkennung und Bestätigung zu erhaschen.
Die Liebe selbst wird nicht von Ängsten, Eifersucht, Kontrolle und Lügen beherrscht.
Sie hat es nicht nötig zu vergleichen, etwas zu verbergen, sich zu positionieren und zu messen. Mit Macht, Hierarchien, Reichtum, Geiz, Materialismus und Armut hat sie nichts am Hut.
Die Liebe selbst wertet und verurteilt nicht und sie ist frei von jeglichen schlechten Gefühlen.
Könnten diese Erläuterungen in etwa so stimmen?
Wissen wir, was die Liebe nicht ist, ist es einfacher für uns, uns vorzustellen, was sie sein könnte.
Versuche nun, die folgenden Fragen für dich zu beantworten.
Bist du die Liebe selbst?
Ist dein Lieblingsmensch die Liebe selbst?
Wenn ihr nicht vollumfänglich die Liebe selbst seid, wovon ich ausgehe, wie ist es dann möglich, einander zu lieben, ohne Lüge zu sagen: «Ich liebe dich»?
Entspricht das der Wahrheit, wenn die Liebe selbst, so wie sie in Wirklichkeit ist oder eben nicht ist, nicht vollständig mit im Spiel ist?
Be-ziehung
Bist du in einer Beziehung oder warst es vielleicht schon einmal?
Was wird oder wurde denn da bezogen?
Sind zwei Menschen in einer Beziehung, so zieht das unweigerlich ein Be-ziehen mit sich.
In der Beziehung, so denkt man, wird Liebe bezogen. Daraus entstand wohl das Wort Liebesbeziehung. Denn, was macht es für einen Sinn, eine Liebesbeziehung ohne Liebe zu führen? Wäre es dann nicht eher ein Abkommen? Wird ein Abkommen nicht getroffen, wenn es darum geht zu profitieren? Ist die Liebe Profit?
Man lernt sich kennen, kommt sich näher, findet zueinander und verspürt Gefühle. Diese Gefühle sind der Beginn des Bezugs. Es wird eine Be-ziehung eingegangen.
Mit den Tagen die verstreichen, findet zunehmend ein Arrangement statt. Man weiß immer besser, was der Partner mag und was nicht. Man lernt seine Grenzen, seine Toleranzen und seine Vorlieben kennen.
Da man sich liebt, einen Bezug eingegangen ist und man beides aufrechterhalten möchte, arrangiert man sich und geht Kompromisse ein.
Mit diesen Kompromissen und den täglichen Abläufen entstehen Be-ziehungsmuster.
Die Beziehung soll reibungslos und harmonisch funktionieren. Dabei helfen diese Muster.
Falls er bereits zum Beziehungs-Muster gehört, fällt der Begrüßungskuss nie aus, ansonsten kommt schnell mal die Frage auf: «Was stimmt jetzt wieder nicht?»
Hausarbeiten und andere Aufgaben sind klar aufgeteilt und zugewiesen. Haare und Zahnpastaflecken sind umgehend aus dem Lavabo zu entfernen. Der Duschvorhang wird nach dem Duschen sofort zugezogen, damit er trocknen kann und es erübrigt sich zu fragen, wer im Bett auf welcher Seite schläft oder am Tisch auf welchem Stuhl sitzt. Dienstags schaut sie ihre Serie im Fernseher, freitags kommt der Mann mit seinem Programm an die Reihe.
Es gibt beinahe keine Konfrontationen, es herrscht Harmonie.
Ist Harmonie die Liebe?
Oder ist Harmonie Bequemlichkeit?
Wo ist die Liebe? Vielleicht irgendwo zwischendrin?
Erwartungen
Und heftig sprießen die Erwartungen, gesät von Be-ziehung und Mustern.
Muster sind ja so hilfreich und helfen die Harmonie aufrechtzuerhalten.
Was ist denn ein Verhaltensmuster oder Be-hziehungsmuster?
Es sind sich einschleichende Verhaltensweisen und Gewohnheiten. Wir alle lieben die Gewohnheit, denn, sie gibt uns Sicherheit, so glauben wir zu wissen.
Sicherheit, eines unserer Grundbedürfnisse, welches tief in unserem Unterbewusstsein verankert ist.
Ein Muster ist etwas, das mit immer wiederkehrenden, gleichen Abläufen und demselben Verhalten entsteht. Es war 50 mal so, also wird es immer so sein. Darauf verlassen wir uns, ohne darüber nachzudenken oder es in der Be-ziehung besprochen und klargestellt zu haben.
Hallo und willkommen Erwartungen!
Sie sind überall und jederzeit zu finden. Sie befinden sich in unserem Unterbewusstsein und begleiten uns in jedem einzelnen Moment, sei es privat wie auch geschäftlich.
Was passiert, wenn eine unserer Erwartungen, entstanden durch unsere Verhaltensmuster, auf einmal nicht mehr erfüllt wird?
Wir stehen da, sind perplex, eventuell verletzt, enttäuscht, überrumpelt und frustriert. Unsere Gefühle schlagen Purzelbäume, wir wissen oft nicht, wie uns geschieht. Wir fühlen uns schlecht und unfair behandelt, nicht geliebt, missachtet, nicht wahrgenommen und missverstanden.
Hallo Konflikt!
Das kann nicht gerecht sein, wenn es 100 mal so war und beim 101 mal plötzlich nicht mehr, oder?
Wer hat denn definiert und abgesprochen, dass es für alle Zeit so sein wird, wie es unbewusst entstanden ist?
Alle Erwartungen, die wir in uns tragen und nie ausgesprochen und kommuniziert wurden, sind «stille Erwartungen», das gefährlichste Gift für jede Be-ziehung.
Wer gibt uns das Recht, etwas zu erwarten, das nie ausgesprochen wurde?
Die stillen Erwartungen sind Abkommen, die eingegangen wurden, ohne offizielle Absegnung und Kommunikation beiderseits.
Werden diese Abkommen nicht erfüllt, entstehen Konfrontationen Frust, Zorn, Wut und Enttäuschung.
Es ist ein Vertragsbruch eines Vertrages, der nie gelesen und unterzeichnet wurde.
Das nächste Muster, welches daraus entsteht, ist:
Hallo Resignation!
Jetzt sind wir an einem Punkt angekommen, an dem die Spirale nicht mehr nach oben, sondern nach unten führt.
Wie abhängig sind wir nun von der Abhängigkeit?
Was tun wir uns und unserem «Vertragspartner» damit an? Oder ist sie/er doch unsere Liebe?
Empfehlungen:
Nimm deine Partnerin oder deinen Partner an der Hand, setzt euch hin und kommuniziert folgende Punkte:
Teilt einander mit, klar und deutlich, wer was von wem erwartet.
Tipp: Tut das nacheinander, zuhören bis der andere fertig ist, noch nicht diskutieren, dann kommt der andere an die Reihe.
Ganz wichtig, teilt einander die stillen Erwartungen mit. Das bedeutet, sagt was ihr selbst GLAUBT erfüllen zu müssen, weil es von euch erwartet wird, obwohl es niemals ausgesprochen wurde.
Fragt nach, ob eure Annahme zutrifft und lasst euch überraschen.
Diskutiere mit deinem Lieblingsmenschen euren Bezug (Be-ziehung). Stellt euch die Frage, ob ihr nicht lieber eine Verbindung haben wollt. Eine Verbindung, in der die Liebe selbst auf eine andere Liebe trifft und diese zwei sich miteinander verbinden und miteinander verschmelzen.
Das könnte eine spannende Diskussionsrunde zu einem Glas Wein werden.
Auch eine Freundschaft ist eine Form von Bezug. Wie viel Klarheit herrscht da zwischen euch? Wie wichtig ist dir diese Freundschaft?
Diskutiere die Erwartungen mit diesem Menschen.